Elektrotherapie

Reizstromtherapie – Wirkungsvolle Elektrotherapie zur Schmerzbehandlung und Muskelstimulation


Die Reizstromtherapie ist ein bewährter Bestandteil der modernen Elektrotherapie. Sie nutzt gezielt elektrische Impulse, um Heilungsprozesse zu fördern, Schmerzen zu lindern und Muskeln zu aktivieren. Über spezielle Elektroden – wie Platten-, Vakuum- oder Klebeelektroden – werden die Reizströme direkt auf das zu behandelnde Gewebe übertragen.

Je nach Stromform und individuell gewählten Parametern (Impulsform, Impulsdauer, Pausenzeit, Frequenz, Intensität) kann die Reizstromtherapie unter anderem folgende therapeutische Wirkungen erzielen:

  • Linderung von Schmerzen des Bewegungsapparates
  • Behandlung von venöser Insuffizienz und chronischen Geschwüren
  • Unterstützung bei Druckgeschwüren
  • Muskelkräftigung und Verbesserung der neuromuskulären Funktion
  • Iontophorese (medikamentöse Wirkstoffeinbringung)

Klassifikation der Reizströme in der Elektrotherapie

Mittelfrequente Stromformen (2 – 9,5 kHz)

Diese Stromformen erzeugen ihre Wirkung durch modulierte Wechselströme, die besonders tiefe Gewebeschichten ansprechen – bei gleichzeitig minimaler Hautreizung. Das sorgt für eine hohe Verträglichkeit und Akzeptanz bei Patienten.

Beispiele für mittelfrequente Reizstromformen:

  • IF – Klassischer Interferenzstrom
  • AMF – Amplitudenmodulierter mittelfrequenter Strom
  • MT – Mittelfrequente Muskelstimulation
  • KOTS – Russische Stimulation

Hinweis: Während IF eine Kreuztechnik mit vier Elektroden erfordert, können AMF, MT und KOTS aufgrund vormodulierter Signale bereits mit zwei Elektroden verwendet werden.

Niederfrequente Stromformen (< 1000 Hz)

Niederfrequente Reizströme wirken vor allem auf oberflächennahe Strukturen und eignen sich hervorragend zur gezielten Muskelstimulation, Schmerzlinderung und Durchblutungsförderung.

Typische niederfrequente Stromformen:

  • G – Galvanisation
  • DF, MF, CP, LP – Diadynamische Ströme
  • UR – Ultrareizstrom nach Träbert
  • HV, HVS – Hochvoltstrom
  • TENS, MENS – Nervenstimulation
  • IG 30, IG 50 – Impulsgalvanisation
  • FaS – Faradischer Schwellstrom
  • FM, STOCH, T/R – Weitere Varianten

Galvanischer Strom – Gleichstrom mit Tiefenwirkung

Der galvanische Strom (G) ist ein konstanter Gleichstrom, der zur Förderung der Durchblutung, Schmerzlinderung sowie für die Iontophorese eingesetzt wird. Hierbei können Arzneistoffe effektiv ins Gewebe eingebracht werden.

Anwendungsgebiete

Die Elektrotherapie mit Reizstrom kommt in vielen medizinischen Bereichen erfolgreich zum Einsatz, insbesondere bei:

  • Arthrose (z. B. Kniegelenk)
  • CRPS (Stadium I und II)
  • Epicondylitis (Tennis-/Golferellenbogen)
  • Radikulärsyndrom
  • Schleudertrauma (Beschleunigungstrauma)
  • Chondropathia patellae
  • Gelenkerguss
  • Postoperative Schmerzsyndrome
  • Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans)

Spezialanwendung: vocaSTIM bei Larynxparesen

Ein besonderes Einsatzgebiet der Reizstromtherapie ist die Behandlung von Larynxparesen mithilfe von vocaSTIM. Dieses Gerät vereint Diagnostik, Therapie und Therapieverlaufskontrolle in einem standardisierten Verfahren. Die sogenannte Neuromuskuläre Elektro-Phonatorische Stimulation (NMEPS) nach Pahn basiert auf der gezielten Elektrostimulation geschädigter Kehlkopfmuskulatur mittels Intentionsübungen: Während der Patient versucht, eine willentliche Kontraktion einzuleiten, wird zeitgleich über einen Handtaster ein passender Stromimpuls ausgelöst.

Die Behandlungseinheit mit vocaSTIM besteht aus zwei Phasen:

  • Vorwärmung des Gewebes mit durchblutungsfördernden Stromformen
  • Neuromuskuläre elektrophonatorische oder elektroartikulatorische Stimulation (NMEPS/NMEAS) zur gezielten Aktivierung der betroffenen Muskulatur

Effektive Diagnose und Therapie bei Stimmlippenlähmungen

Bereits vor Beginn der Therapie werden die individuellen Reizstromparameter durch eine einfache, aber aussagekräftige Elektrodiagnostik bestimmt – insbesondere über den Akkommodationsquotienten (ACC). Dieses Verfahren ermittelt Unterschiede in der Akkommodationsfähigkeit zwischen gesunden und geschädigten Nerv-Muskel-Systemen und ermöglicht eine präzise Anpassung der Reizstromimpulse an den Schädigungsgrad.

Das vocaSTIM-Master-Gerät verfügt über eine benutzerfreundliche Menüführung zur ACC-Bestimmung sowie eine Fußtastersteuerung, wodurch eine gleichzeitige Laryngoskopie erleichtert wird.

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